File:Kunstdenkmäler der Provinz Hannover (1901) Unruhen in Goslar Juni-Juli 1527.jpg

Original file(870 × 3,314 pixels, file size: 1.34 MB, MIME type: image/jpeg)

Captions

Captions

Add a one-line explanation of what this file represents

Summary edit

Description
Deutsch: Darstellung der Unruhen in Goslar im Juni und Juli 1527 mit Zitat einer zeitgenössischen „Akte“ (ohne Herkunftsangabe, anscheinend aus Sicht des Stifts verfasst). Deren Inhalt in modernisierter Fassung:
Im Jahr 1527, am Vortag des Fronleichnamsfestes [19. Juni], fielen aus Goslar viele aus dem Volk in das Kloster [St.-Georgs-Stift] ein, brachen in den Konventsgarten ein, warfen die Fenster entzwei und verübten viel anderen Mutwillen, worauf der Prokurator zweimal zum Rathaus sandte mit Klage und Bitte um Hilfe. Es wurde auch beide Male von Ratspersonen, die aus der Ratsstube geschickt wurden, Zusage gegeben, man wolle das Volk zur Ruhe bringen, aber bei dem Mutwillen blieb es bis gegen Abend. Als das überhand nahm, suchte der Prokurator noch einmal auf dem Rathaus um Hilfe nach. Darauf kam der Bürgermeister Hans Weidemann mit Jochen Wegener und Carsten Balder und sie nahmen mehrere mit Gewalt fest, ließen sie aber am übernächsten Tag ungestraft frei, wodurch die Täter in ihrem bösen Vorhaben nur gestärkt wurden.

Am Maria-Magdalenen-Tag [22. Juli] um 9 Uhr kamen Hans Weidemann, Jochen Wegener, Carsten Balder und Hans Grimm mit ihren Dienern an die Kirche und schlugen mit ihrem Spieß an die Tür, bis der Prokurator öffnete. Hans Weidemann fragte, ob fremde Leute im Kloster seien; ihm sei verraten worden, der Herzog [Heinrich II. von Braunschweig] habe fremde Leute [militärische Besatzung] geschickt. Der Prokurator antwortete: „Nein“. Nachdem er die Tür öffnen musste und niemand darin war, sagte Weidemann: „Wollt Ihr noch was wegbringen, dann tut es, ich kann dem Volk nicht länger wehren“. Darauf der Prokurator: „Herr Bürgermeister, lasst uns noch acht Tage, das ist jetzt sehr eilig für uns“. Weidemann erwiderte nichts weiter als: „Was Ihr noch herausbringen könnt, das tut ungesäumt“, und darauf zog er mit seiner Kohorte wieder in die Stadt hinab. Als der Pförtner hinter ihm das Tor schließen wollte, schrie ihn Weidemann an: „Lasst das Tor offen!“ Und das Gesinde und die Knechte aus der Stadt blieben drinnen und machten ein Lager.
Während der Mahlzeit fingen die Knechte und viele Bürger aus der Stadt ein solches Geschrei, Tumult und Hauen an, dass man im Refektorium mit Singen und Lesen aufhören musste, und als der Propst mit den Brüdern in die Kirche kam, winkte einer dem Propst und sagte: „Wollt Ihr denn nicht einsehen, man wird uns das Kloster über dem Kopf abbrennen“. Der Propst sagte: „Das erwarte ich nicht“. Da hörte er, dass Weidemann ihn rief und fand Hans Weidemann mit Jochen Wegener, Carsten Balder und Hans Grimm und eine Menge Volk zu Fuß und zu Pferde mit Gewehren und Kanonen. Und Weidemann ergriff das Wort und sagte: „Herr Propst, wollt ihr noch was hinausbringen, dann tut es, es wird nicht anders werden, ich kann es nicht abwenden.“ Da standen der Profoss und mehrere Knechte mit brennenden Lunten und Feuer, und der Profoss schrie: „Ist es nun so weit? Soll man in Brand stecken?“ Da sagte Weidemann: „Herr Propst, seht zu, dass keine Personen im Kloster angefallen werden oder Schaden nehmen.“ Darauf der Propst: „Wahrhaftig, wenn es so ist, will ich die Personen schnell warnen.“ Das war das letzte Wort, das der Propst mit dem Bürgermeister sprach.

Unterdessen fragte der Profoss noch einmal: „Ist es nun so weit? Wie lange soll es noch dauern, bis man anstecken soll?“ Da sagte der redliche Weidemann: „Nun ja, in Gottes Namen, steckt an!“ Da liefen sie hin und steckten zuerst den Schafstall an und so fort. Als nun die Gebäude rings umher brannten, kam der Profoss und sagte: „Herr Bürgermeister, die Kirche steht noch, soll man die auch in Brand setzen?“ Darauf Carsten Balder: „Ja, was wäre es sonst, die muss auch angesteckt werden.“ Da wurden die geschlossenen Türen geöffnet und die Kirche in Brand gesetzt, sodass um 4 Uhr alles in Trümmern lag.
Date
Source Carl Wolff (Hrsg): Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, Band II, 1. und 2., Hannover 1901, S. 79-82
Author Carl Wolff (1860-1929)

Licensing edit

Public domain

This work is in the public domain in its country of origin and other countries and areas where the copyright term is the author's life plus 70 years or fewer.


You must also include a United States public domain tag to indicate why this work is in the public domain in the United States. Note that a few countries have copyright terms longer than 70 years: Mexico has 100 years, Jamaica has 95 years, Colombia has 80 years, and Guatemala and Samoa have 75 years. This image may not be in the public domain in these countries, which moreover do not implement the rule of the shorter term. Honduras has a general copyright term of 75 years, but it does implement the rule of the shorter term. Copyright may extend on works created by French who died for France in World War II (more information), Russians who served in the Eastern Front of World War II (known as the Great Patriotic War in Russia) and posthumously rehabilitated victims of Soviet repressions (more information).

File history

Click on a date/time to view the file as it appeared at that time.

Date/TimeThumbnailDimensionsUserComment
current13:37, 24 September 2017Thumbnail for version as of 13:37, 24 September 2017870 × 3,314 (1.34 MB)Rabanus Flavus (talk | contribs){{Information |Description ={{de|1=Darstellung der Unruhen in Goslar im Juni und Juli 1527 mit Zitat einer zeitgenössischen „Akte“}} |Source =Carl Wolff (Hrsg): ''Kunstdenkmäler der Provinz Hannover'', Band II, 1. und 2., Hannover 1901...

The following page uses this file:

Metadata