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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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TEXT
(I. Die Entstehung der neuen Weltanschauung.)
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kosmos den dritten der neben der Idee des Unendlichen und dem Prinzip der Relativität folgenreichsten Gedanken der neuen Zeit in sich: den Gedanken der Monade und des an diesen Begriff gebundenen geistigen Wesens der Dinge.
Aber mochten immerhin die deutschen Lande in dieser Frühzeit der neuen Philosophie einzelne Denker Hervorbringen, die, über die eigene und zumeist noch über die kommenden Zeiten hinausragend, die Ideen geschaffen haben, die ebenso kennzeichnend für den Charakter der neuen Weltanschauung sind, wie sie der geistigen Entwicklung der folgenden Jahrhunderte die Wege wiesen, zur Ausbildung einer Philosophie, die diese zerstreuten Gedanken zu einem Ganzen vereinigte, war diese Zeit nicht reif. Ist doch die Entwicklung der Philosophie mehr als die der einzelnen Wissenschaften an die allgemeine Kultur eines Volkes gebunden. Ein gewisses, wenn auch äußeres Maß für diese allgemeine Kultur ist aber die Sprache. Indem die Volkssprache zuerst in die Dichtung, dann in die Wissenschaft eindringt, entfesselt sie zugleich die geistige Eigenart der Nationen. So wird es zur Signatur der neuen Philosophie, gegenüber dem mittelalterlichen Denken, daß sie sich in Richtungen scheidet, in denen der geistige Charakter der Völker zum Ausdruck kommt. Das Wort Fichtes: „die Philosophie, die man hat, zeigt was für ein Mensch man ist“, läßt sich daher vor allem auch auf die Nationen anwenden. Nun beginnt zwar diese Scheidung schon in einer Zeit, in der das Lateinische noch die Philosophie wie die Wissenschaft überhaupt beherrscht. Deutlicher tritt sie aber doch erst da hervor, wo die Volkssprache Eingang findet. Wir verstehen darum die Klage, die seinerzeit Leibniz geführt hat, in andern Ländern sei der Tag einer neuen, selbständigen Philosophie längst bereits angebrochen, während Deutschland noch immer von der Scholastik beherrscht werde.

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