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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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(III. Die französische Philosophie.)
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Der populärste Schriftsteller dieser Richtung war Helvetius. Was ein Jahrhundert zuvor Larochefoucauld in seinen „Maximen“ in satirischer Übertreibung dem wirklichen Menschen als Spiegel vorgehalten, das nahm Helvetius in vollem Ernst. Alle Menschen sind gleich in ihren Anlagen. Alle namentlich sind beseelt von den gleichen Leidenschaften. Darum ist es töricht, diese Leidenschaften, die im letzten Grunde sämtlich aus der Selbstliebe und aus dem in den Menschen gelegten Streben nach Lust und Genuß stammen, verurteilen zu wollen. Die private wie die öffentliche Erziehung muß vielmehr darauf ausgehen, diesen natürlichen Egoismus so zu leiten, daß er zum Vorteil aller ausschlägt. Die pädagogischen Vorschläge des Helvetius sind längst hinfällig geworden, ebenso wie seine sensualistische Glückseligkeitstheorie mildere Formen angenommen hat. Dennoch ist es gerade die neueste Ethik, die auf den Grundgedanken dieses Führers der französischen Aufklärung wieder zurückgegriffen und ihn unter Zuhilfenahme des modernen Evolutionismus einem praktischen Idealismus entgegenzuführen versucht hat. Daneben machte sich jedoch der Einfluß geltend, den in der französischen wie in der englischen Moralphilosophie die von Comte aufgestellten Gegensätze von Egoismus und „Altruismus“ gewonnen hatten. Das Problem, das von jetzt an die französische Ethik beherrscht, ist: „wie ist es denkbar, daß aus dem menschlichen Egoismus auf dem Wege naturgesetzlicher Entwicklung der Altruismus hervorging?“
Es sind vornehmlich die beiden bedeutendsten Philosophen Frankreichs aus der jüngsten Zeit, Alfred Foullié und Jean-Marie Guyau, bei denen die überlieferte individualistische Ethik diese Wendung genommen hat. Sie verwerfen alle Moraltheorien, die aus einem äußeren Zwangs- oder aus einem inneren Pflichtgebot, aber auch diejenigen, die aus einer Reflexion über die im eigenen Interesse des Handelnden

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