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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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TEXT


(IV. Die englische Philosophie.)
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beschräickt, diee einerseits den positiven Wissenschaften, anderseits dem öffentlichen Leben am nächsten liegen: das sind die Fragen der Erkenntnistheorie und der Moral. Für beide gilt das Axiom, daß das menschliche Wissen so wenig wie das menschliche Wollen über die sinnliche Erfahrung hinausreichen kann. Dafür aber, was dort als wahr, hier als gut zu gelten habe, ist für Locke und seine Nachfolger der praktische Gesichtspunkt des Nutzens der entscheidende. So nimmt die Naturwissenschaft an, Ausdehnung und Undurchdringlichkeit seien die einzigen außer uns existierenden Eigenschaften der Körper, weil sie mit dieser Voraussetzung am besten auskommt: demnach ist sie die nützlichste; auch wird sie praktisch durch den Zwang der Sinneswahrnehmungen bestätigt, dem wir in der täglichen Erfahrung unterworfen sind. Wie hier, so folgt Locke dann auch darin dem „Common sense“, daß ihm die reflektierende Überlegung die Quelle aller Begriffe und ihrer Verbindung ist. Wo immer verschiedene Annahmen möglich sein sollten, da ist die praktisch brauchbarste zu bevorzugen. Dieser Gesichtspunkt führt aber zugleich zum obersten Prinzip der Moral: Gut ist, was zunächst dem Einzelnen und sodann was der Gesellschaft, der er angehört, nützlich ist. Freilich erkennt Locke an, die Frage einer Wahl zwischen dem eigenen und dem fremden Nutzen könne schwierig werden. Darum empfiehlt er, in solchen zweifelhaften Fällen der „öffentlichen Meinung“ zu folgen. Hier wird also die konventionelle Sitte schließlich zum entscheidenden Prinzip der Moral, und so kündet sich in diesem Philosophen der englischen Aufklärung deutlich genug schon jener soziale Zwang an, der, wie später John Stuart Mill klagte, die englische Nation unter dem Schein der gesetzlichen Freiheit tatsächlich zu einer der unfreiesten der Welt gemacht hat.
Daß es für einen Philosophen keineswegs eine Bürgschaft des Erfolgs seiner Bemühungen zu sein

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