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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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(IV. Die englische Philosophie.)
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beinahe unberührt geblieben ist. Auch dies hängt mit dem konservativen Charakter des englischen Geistes zusammen, den man über der persönlichen Freiheit, deren sich der einzelne erfreut, solange er nicht mit dem Zwang der Sitte in Konflikt gerät, leicht übersieht. Dieser Zwang gilt als zähes Festhalten am Herkömmlichen selbst für die Außenseite der philosophischen Literatur Englands. So beherrscht die philosophische Terminologie Lockes noch heute die englische Philosophie. Daraus folgt aber, daß Begriffe für die in dem Wortschatze des 17. Jahrhunderts kein Ausdruck vorhanden war, im wesentlichen auch in der heutigen englischen Philosophie noch nicht existieren. Einen Kant oder gar die späteren deutschen Philosophen annähernd treu in gutes Englisch zu übersetzen, ist ein Kunststück, das trotz mancher Bemühungen noch niemandem gelungen ist. Das ähnliche widerfährt dann freilich auch uns bei der Lektüre moderner englischer Philosophen. Um Herbert Spencer richtig zu würdigen, muß man sich gelegentlich in eine Zeit vor Kant und selbst vor Leibniz zurückdenken, in der unsere ganze neuere Psychologie und Erkenntnistheorie noch nicht vorhanden waren. Nun gibt es natürlich zahlreiche englische Gelehrte, die der deutschen Sprache hinreichend mächtig sind, um ein Werk von Kant und selbst von Fichte oder Hegel lesen zu können. Aber da es ihnen versagt ist, die fremden Begriffe in adäquate Ausdrücke ihrer eigenen Sprache umzudenken, so bleibt dies immerhin ein so empfindliches Hindernis der Verständigung, daß der gebildete Engländer und in der Regel auch der englische Philosoph es vorzieht, bei seiner heimischen Philosophie zu bleiben.
Wo die Sprache eines philosophischen Schriftstellers für die Folgezeit eine nahezu kanonische Bedeutung erlangt hat, da muß jedoch diese Bewahrung der äußeren Form des Denkens nicht nur auf dessen Inhalt übergreifen, sondern im letzten Grunde wird hier

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