File:Die Nationen und ihre Philosophie 131.JPG

Original file(3,315 × 4,974 pixels, file size: 12.06 MB, MIME type: image/jpeg)

Captions

Captions

Add a one-line explanation of what this file represents

Summary edit

Description
Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
Date
Source Own work
Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


vorherige Seite - Seite 131 - nächste Seite


(VI. Der Geist der Nationen im Krieg und im Frieden.)
-------------------------------------------------------------------------------
entspringt. Schlagend bezeugt das die französische Philosophie, die, wo sie sich nicht an überkommene Lehren anschließt, auf die Theorie des „erweiterten Egoismus“ hinauskommt: bei Helvetius, der den Altruismus als eine Art nützlicher Illusion ansieht, in roherer, bei den neueren Evolutioniften, die die Psychologie zu Hilfe nehmen, in verfeinerter Form, indem sie die selbstlosen Handlungen als ein über seine gewöhnlichen Grenzen gesteigertes Lebensgefühl deuten. Für den Inhalt dieses Lebensgefühls ist es aber bezeichnend, daß Guyau in der Lust, die das Wagnis des eigenen Lebens begleitet, den Antrieb zu den höchsten Äußerungen des Altruismus erblickte.
Nicht minder tritt nun die theoretische Anlage des französischen Geistes in jener Verbindung von Dogmatismus und Skeptizismus zutage, die auch die Philosophie kennzeichnet. Der Zusatz von Skepsis zur Beobachtung der Wirklichkeit gibt dem französischen Roman den eigentümlichen Reiz, daß der Autor gewissermaßen mitleidslos über seinen Gestalten schwebt, sie schildert wie sie sind, ohne eine eigene innere Anteilnahme zu verraten. Balzac ist hier ein klassisches Beispiel. Im gewöhnlichen Verkehr aber verleiht diese Mischung dem Austausch der Meinungen jene Sachlichkeit, die bei uns Deutschen so oft durch die leicht zum Widerspruchsgeist sich steigernde Beharrlichkeit, mit der jeder auf seiner Meinung besteht, gestört wird. Das gilt für die wissenschaftliche Diskussion so gut wie für die alltägliche Unterhaltung. Der Franzose ist stets bereit, dem andern bis zu einem gewissen Grade recht zu geben, und wo er nicht umhin kann, bei seinem Widerspruch zu bleiben, da geschieht dies mit einer feinen und höflichen Ironie, die nicht beleidigt. Doch dieselbe Mischung läßt ihn gelegentlich auch bereitwillig Grenzen oder selbst Widersprüche seiner Überzeugungen zugestehen, wo ein Deutscher sich nimmermehr dazu verstehen würde. Ein glänzendes Beispiel

Licensing edit

Public domain

This work is in the public domain in its country of origin and other countries and areas where the copyright term is the author's life plus 80 years or fewer.


This work is in the public domain in the United States because it was published (or registered with the U.S. Copyright Office) before January 1, 1929.

File history

Click on a date/time to view the file as it appeared at that time.

Date/TimeThumbnailDimensionsUserComment
current08:34, 15 January 2019Thumbnail for version as of 08:34, 15 January 20193,315 × 4,974 (12.06 MB)Thirunavukkarasye-Raveendran (talk | contribs)

The following page uses this file:

Metadata