File:Die romantische Grasburg im Nebel.jpg

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Deutsch: Die Grasburg ist die grösste Burgruine des Kantons Bern; sie weist eine Ausdehnung von hundertfünfzig mal fünfzig Meter auf. Sie steht auf einem imposanten, auf der Südseite über sechzig Meter abfallenden Felsvorsprung in einer Schlaufe des Senseflusses.

Die Entstehungszeit der Burg liegt um 1220 oder 1230. In einer ersten Bauetappe errichtete man auf der westlichen Felsspitze die mit einem sechzehn Meter breiten Halsgraben abgetrennte Kernburg. In einer zweiten Phase schloss man die Anlage schliesslich am östlichen Ende mit einem Bergfried ab.

Obschon also die Grasburg ein Bauwerk des späten Hochmittelalters ist, erzählt die Sage von einem Vorfall aus noch weit früherer Zeit, der zur Entdeckung des Ortes geführt habe, an dem nun die alten Mauern stehen. Tatsächlich war die Sensegegend seinerzeit noch zur römischen Provinz Helvetia gehörig...

Ein römischer Edelmann namens Crassus befand sich mit Gefolge auf der Jagd in den Schluchten der Sense. Man stiess auf einen prächtigen Edelhirsch, der ein merkwürdig weisses Fell hatte. Der Weissling nahm Reissaus, und die Männer nahmen die Verfolgung auf. Ein Grossteil des Tages verstrich in dem hitzigen Bemühen, das Tier zu erlegen. Und weil Crassus das schnellste Pferd hatte, liess er seine Leute allmählich zurück.

Auf einmal verlor er das Wild aber aus den Augen und streifte verirrt umher. Er fürchtete schon, seine Beute endgültig verloren zu haben, als er sie mit einem Male wieder erblickte: Der schneeweisse Zwölfender stand, gleichsam herausfordernd und wie dem Waidmanne zum Hohn, ganz oben auf einem hochaufragenden Sandsteinturme.

In wilder Hast machte der Jäger sich daran, einen Zugang zum Sandsteinfelsen zu suchen. Rasch fand er einen Pfad, der aufwärts führte, und trieb sein Ross an, diesem Pfade zu folgen.

Wie nun endlich das sandsteinerne Gebilde erklommen war, stob ein ungeheurer Lindwurm aus seiner Höhle. Und in satanischer Raserei stürzte der Drache auf den Römer und sein Reittier los. Das arme Pferd überlebte den Angriff nicht, doch Crassus rammte dem Monstrum den Jagdspeer tief in den Rachen; mit einem Schwerthieb trennte er sodann das abscheuliche Drachenhaupt vom zuckenden Leibe ab.

Als er von der besiegten Bestie wieder aufschaute, sah er den Geweihträger in unmittelbarer Entfernung vor sich stehen. Ihre Blicke trafen sich, und sie starrten einander lange an; jeder Gedanke daran, das majestätische Tier zu erlegen, war vergessen... Dann plötzlich, zu Crassus' grenzenlosem Erstaunen, kam der Hirsch zu ihm hin und legte sich vor ihm nieder. Die blauen Augen des Hirsches blickten stolz und weise zu ihm auf. Am Ausdruck, der in ihnen lag, erkannte der edle Krieger, dass er ihm dankbar war für die Befreiung vom scheusslichen Drachen, der ja sein Nachbar gewesen sein musste.

Der Schneeweissling erhob sich wieder und führte schliesslich den Edelmann auf dem ganzen Felsen herum. Es war offenkundig: Durch sein Verhalten forderte das Tier ihn auf, Besitz zu ergreifen von der Anhöhe.

Später erstattete Crassus selbstverständlich seinen Vorgesetzten Meldung von seinem fantastischen Abenteuer. Man stellte ihm Arbeitskräfte zur Verfügung und erteilte ihm den Auftrag, den leicht zu verteidigenden Sandsteinturm mit einem Kastell, also einem Wehrbau, zu krönen. Innert kurzer Zeit entstand eine entsprechende Anlage.

Zwar wurde, wie oben schon gesagt, die Grasburg erst lange nach der Zeit des Imperium Romanum gebaut, jedoch heisst es, dass sie der sagenhaften römischen „Crassusburg“ ihren Namen verdanke. Sicher, historisch belegt ist ein römischer Hintergrund nicht.

Aber Geschichten sind nicht wahr oder unwahr, sondern ganz einfach gut oder schlecht; und gerade die eigentlichen Bedeutungsgehalte von Mythen, Legenden, Märchen und Sagen liegen eben nicht in historischen Bezügen. Es geht nicht darum, solche Erzählungen nach ihrem jeweiligen geschichtlichen Gehalt, sondern eher darum, die Geschichte nach ihren mythischen, legendären, märchen- oder sagenhaften Gehalten zu bewerten.

Ohnehin ist nicht auszuschliessen, dass die Crassussage ursprünglich eine keltisch-helvetische Sage war, welche dann infolge der römischen Besetzung Helvetiens romanisiert wurde. Ein Indiz dafür könnte etwa die wichtige Rolle sein, die das weisse Geweihtier in der Geschichte spielt. Ein bedeutungsvoller Aspekt der keltischen Vorstellungswelt ist nämlich die Idee vom Hirsche als einem ausserordentlichen Wesen. Für die alten Kelten war der Hirsch magisch verbunden mit dem geweihtragenden Fruchtbarkeitsgott Cernunnos, dem Beschützer des Waldes und Herrn der Tiere, dessen Name „der Gehörnte“ bedeutet.

In dem berühmten inselkeltischen Sagenzyklus um den Jäger und Krieger Fionn Mac Cumhail wird dieser von einem verzauberten Hirsch in die „Anderswelt“ gelockt. So werden in der keltischen Mythologie zusammenfassend die geheimnisvollen Reiche und Wohnstätten nichtmenschlicher Wesen sowie menschlicher Verstorbener genannt, und zweifellos ist diese „andere Welt“ heilig.

War also der sandsteinerne Felsvorsprung, auf welchen Crassus von dem weissen Zwölfender geführt wurde, wirklich nur von strategischer Relevanz? Oder war und ist die heutige Ruinenstätte nicht dementsprechend ein Heiligtum?

„Am Ort der heutigen Ruine könnte ein sakraler Ort der Kelten gewesen sein“, sagt der Archäologe Urs Rohrbach; und Autor Pier Hänni schreibt in seinem Werk „Magisches Bernbiet“: „Die alten Mauern verleihen der Atmosphäre auf dem Hügel einen romantischen, mittelalterlichen Hauch. Der in der Nordsüdachse liegende Felsblock bei der Feuerstelle auf der Erhebung zwischen den beiden Burgteilen erinnert aber daran, dass hier lange vor den ältesten Mauerresten eine bedeutende Stätte war“, und will nicht ausschliessen, dass auch die mittelalterlichen Burgherren „noch wussten, dass die Grasburg auf geheiligter Erde stand.“

Am intensivsten ist die mystische Stimmung des Ortes stets bei Nebel!
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