• Bezirkshauptmannschaft Misteldorf, Niederösterreich

Bei diesem Körpergrab handelt es sich um eine gestörte Frauenbestattung in gestreckter Rückenlage auf einem Totenbrett. Erhalten ist nahezu die gesamte Schmuckausstattung der Toten in Trachtlage: Glasperlen einer Halskette, eine Wirbelfibel, ein Goldbrakteat, eine Haarnadel aus Bronze neben der Schläfe, eine Gürtelschnalle im Beckenbereich und eine Metallperle des Gürtelgehänges zwischen den Knien. Hinzu kommen eine Schüssel mit Nahrungsbeigabe, ein Messer und ein Knochenkamm. Die lange Haarnadel, die Fibel und das Gürtelgehänge sind typische Bestandteile der germanischen Frauentracht. Die Tote gehörte demnach einer von zahlreichen elbgermanischen Gruppen an, die sich in Österreich niedergelassen hatten und die in den Schriftquellen seit dem späten 5. Jahrhundert als Langobarden bezeichnet werden.

1. Gürtelgehänge aus einem Ring aus dickem Bronzedraht, einem ovalen Schnallenbügel aus Bronze und einer kleinen ovalen Bronzeschnalle mit dünnem Eisendorn.
2. Wirbelfibel aus vergoldetem Silber. Der Wirbel besteht aus vier stilisierten Vogelköpfen, die Vogelaugen sind mit Almandinen eingelegt.
3. Goldbrakteat mit Goldblechöse. Dargestellt ist ein gehörntes, rückblickendes, hirschartiges Tier mit kräftiger Mähne und Schwanz und heraushängender Zunge. Vierbeinige Tiere in Kreisornamenten sind typisch für den germanischen Tierstil I und setzen gegen Ende des 5. Jahrhunderts ein.

• Exponate in der Ausstellung „Die Langobarden. Das Ende der Völkerwanderung“ vom 22.08.2008-11.01.2009 im Rheinischen LandesMuseum Bonn. Leihgaben von der Prähistorischen Abteilung, Naturhistorisches Museum, Wien.