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VL Fünftes Kapitel. Einfache Schilderungen und Abhandlungen. 46. Einige Worte zur Einleitung. Wenn der Anfänger im Aufsatzschreiben einigermaßen Sicherheit in den Formen der Beschreibung, Erzählung, Vergleichung erlangt hat, dann mag er sich an die Ausarbeitung von Schilderungen heranwagen. Die beste Anleitung zu den Schilderungen ist in den Beschreibungen gegeben, da zunächst nur Naturforschun- gen gefertigt werden; die schwierigen Charakterschilderungen sind noch bedeutend schwerer, erfordern eine gute Menschenbeobachtung und Menschenkenntnis und bleiben daher die Krone der Aussatzkunst. Eine Naturforschung aber ist nur eine veredelte Beschreibung! Bei der Schilderung sind die Ausdrücke und Wendungen gewählter, die Einzelgegenstände und ihre Merkmale werden durch passende und schmückende Beiwörter anschaulicher und lebendiger gestaltet; die Sprache ist edler als in der Beschreibung, wo ein mehr kühl-verstandesmäßiger Ton vorherrscht. In der Schule wollen die Schüler und Schülerinnen ihren Aufsätzen oft kein edles Gewand geben. Sie schämen sich, weil sie eine edlere, wohlklingende Sprache für geziert und gekünstelt halten. Ziererei und Künstelei sollen stets verbannt sein, aber eine schöne, edle, wohlklingende, in das Ohr fallende Sprache zu Pflegen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Kunst des Aufsatzschreibens. Darum muß der Lehrer zu einer edlen Sprache, zu gewählten schildernden Ausdrücken immer wieder ermuntern, seine Schüler nötigen, sich schwungvoller auszudrücken. Beharren sie fortgesetzt bei ihrer trockenen Darstellung, so gebe er ihnen möglichst viele gute Muster, die er vorliest und vorlesen läßt. Auf die einzelnen Satzbauten, auf hübsche, flotte, ins Ohr fallende Wendungen muß besonders aufmerksam gemacht werden. Nach den Mustern läßt er recht oft Nachbildungen fertigen. In solchen Fällen geschieht es dann freilich häufig, daß die Schüler, statt sich eine wirklich edle Darstellungsweise anzueignen, in schwülstigen, hochtrabenden und nichtssagenden Bombast geraten. Vor dieser Klippe muß

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